DAS WAHRE KÄTHCHEN UND KLEIST zurueck home weiter

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Armin Elhardt

Schiller und Kollegen

DAS WAHRE KÄTHCHEN UND KLEIST


Kleist, der nicht umsonst so hieß, traf, heißt es, kurz vor seinem Ende noch einmal mit Käthe aus Heilbronn zusammen. Dieselbe war, entgegen dem Willen ihrer fleißigen, sparsamen Eltern, aus der betriebsamen Enge ihrer Wohnung am Markt der alten Handels- und Reichsstadt im Schwäbischen nach dem offeneren Norden aufgebrochen, um den lang schon versprochnen Besuch bei der nunmehr verwitweten, in Berlin lebenden Taufpatin Frau von K., einer Dame von vortrefflichem Ruf und jeder Menge Zaster, mit einem Abstecher zu Kleist Heinrich, dessen letzter Brief das Datum eines l0mal verjährten Stempels trug, zu verbinden.

Man trifft's: Bei der Charité hält die Reisekutsche an, direkt vor Kleist, doch derselbe grüßt die Aussteigende - "Verehrung, Gnädigste!" - gleichsam im Vorübergehn, denn Nacht war's und der Dichter in Gedanken. Nach etwan zehn Schritten jedoch entnimmt er dem Neckarkiesel-Timbre ihrer Stimme die ihm nachgerufene Frage: "Kerle - kennsch me nemme?" Worauf Kleist, dergestalt wie entgeistert seine Schritte retournierend, dem späten Käthchen ein erstauntes "Ah, Madame, oh...!" entgegenhaucht. Drauf die Heilbronnerin kurz: "Ao guat!"

Jetzt galt es noch, die angebrochne Nacht in Kleistens Wohnung am Potsdamer Platz gemeinsam bei Erdbeeren und Chili zu verbringen. Kleist aber...

Nun gut, nächstselbigen Tag hab' er sich erschossen.

Aus: Armin Elhardt, Doppelt genäht. Anekdoten und Fazetien, edition rot, Stuttgart 1995. [vergriffen]

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